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EU-Bericht zu Deutschland Grundwasser weiter stark mit Nitrat belastet

Ein aktueller EU-Bericht belegt erneut: Deutschlands Grundwasser hat ein Nitratproblem. Schuld ist vor allem die Landwirtschaft. Es wird teils Jahrzehnte dauern, bis sich die Lage bessert.
Ein Landwirt in Niedersachsen verteilt Gülle auf einem Feld (Archiv)

Ein Landwirt in Niedersachsen verteilt Gülle auf einem Feld (Archiv)

Foto: Philipp Schulze/ dpa

Das Grundwasser in Deutschland ist vielerorts weiterhin zu stark mit Nitrat belastet. Das geht aus einem Bericht der EU-Kommission hervor, über den die Zeitungen der "Funke Mediengruppe" berichten. Demnach überschritten im Schnitt 28 Prozent der Messstationen zwischen 2012 und 2015 den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser.

Das deckte sich ungefähr mit Erkenntnissen aus einem Bericht der Bundesregierung vom vergangenen Jahr. Demnach waren an rund einem Viertel der für den Report ausgewerteten Grundwassermessstellen die Nitratgrenzwerte überschritten. Nachgemessen hatten die Experten vor allem in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen. Überdüngung mit mineralischem Dünger und Gülle sind vielerorts Schuld an den überhöhten Werten.

Tatsächlich ist es so, dass der Grenzwert für Nitrat im deutschen Grundwasser seit Jahren an vielen Stellen überschritten wird, er liegt bei 50 Milligramm pro Liter. Die Europäische Union hat Deutschland wegen der Überschreitungen bereits 2016 vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Die Regierung habe zu wenig unternommen, um die Belastung zu senken, so das Argument. Allerdings ist es auch so, dass selbst nach einem Stopp des Eintrags neuer Nitrat-Verbindungen die Belastungen im Trinkwasser für Jahre bis Jahrzehnte andauern würden.

Trinkwasseraufbereitung droht teurer zu werden

Stickstoffhaltiger Dünger lässt zwar die Pflanzen auf den Äckern sprießen. Aber wenn die Nährstoffe in den Gewässerkreislauf geraten,sorgen sie in Seen, Flüssen und Meeren auch für mehr Algen. Außerdem wird die Aufbereitung von Trinkwasser dadurch vielerorts komplizierter - und damit potentiell auch teurer.

"Es ist Zeit zu handeln, das zeigt der aktuelle EU-Bericht wieder einmal deutlich", kommentiert ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen. "Die übermäßigen Einträge von Nitrat in unsere Gewässer müssen endlich konsequent reduziert werden, um unsere Trinkwasserressourcen zu schützen."

Die Wasserversorger müssen sich nämlich an eine niedrigere Grenze halten als die 50 Milligramm pro Liter. Für sie gilt ein Wert von 37,5 Milligramm. Ab dieser Marke müssen die Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um den Zustand des Grundwassers zu verbessern. Das allerdings wird angesichts der steigenden Nitratbelastung immer schwieriger.

Der aktuelle EU-Bericht zeigt nur für ein EU-Land überhaupt schlechtere Nitrat-Werte als für Deutschland - und zwar für Malta. Dort sei an 71 Prozent der Messstationen der Grenzwert nicht eingehalten worden.

EU-weit Insgesamt registrierten die dem Bericht zufolge immerhin eine leichte Entspannung. Demnach sank im Vergleich zum vorigen Bericht die Zahl der "belasteten" Messstellen in der EU von 14,4 auf 13,2 Prozent. Der Grünen-Politiker Friedrich Ostendorff sagte den Zeitungen der "Funke Mediengruppe": "Der EU-Bericht bestätigt die hohe Belastung von Grundwasser durch Nitrate aus der Intensivtierhaltung."

Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. In Gewässern fördert sie Algenwachstum, was anderen Pflanzen schadet. Nehmen Menschen Wasser mit einem höheren Nitratgehalt zu sich, kann das erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben - weil Nitrat im Körper unter Umständen zu schädlichem Nitrit umgebaut wird. Das verhindert in großen Mengen, dass Sauerstoff im Blut transportiert werden kann. Auch über eine Krebsgefahr durch den Stoff wird diskutiert. Allerdings kommt Nitrit auch in manchen Gemüsesorten vor.

Problematisch für das Grundwasser ist auch die hohe Belastung durch Phosphor. Auch dieser Nährstoff gelangt über landwirtschaftliche Flächen in die Gewässer. In dem deutschen Regierungsbericht wiesen sogar 65 Prozent der Messstellen zu hohe Werte auf.

chs/joe/dpa